paul; 27; arzt; erkstraße; 19.2.2025;
“ich komm aus nigeria und bin 2018 für ein medizinstudium in die ukraine gezogen. dann kam der krieg, und ich musste weg. das war alles so plötzlich, chaotisch, beängstigend.
meine flucht war hart. man hatte uns – people of color – nicht in die züge mit den ukrainern gelassen. weg ging’s nur mit autos. die haben uns dann irgendwo in der nacht ausgesetzt und wir mussten noch zehn stunden zu fuß in der kälte zur polnischen grenze laufen, an der sie uns nicht durchließen. die ukrainische Seite ließ uns nicht passieren, die polen hätten uns aufgenommen. keine ahnung warum! am ende kam ich erst über rumänien raus.
mein erster stop in deutschland war köln, dann ein kleines kaff in nrw: neukirchen. da bekam ich einen zettel für sechs monate und die ansage: “schau, wie du klarkommst.” leicht sollte das alles sein – war es aber nicht. die bürokratie hat es schwer gemacht. niemand erklärt dir was, niemand hilft dir, und ohne sprache bist du verloren. ich bin oft zwischen ämtern gependelt, berlin–neukirchen–berlin, immer wieder.
seit einem jahr bin ich jetzt in berlin. endlich. hier ist alles anders. mehr möglichkeiten, mehr diversität, mehr menschen, die dich nicht gleich anschauen, als wärst du ein alien.
ich versuch gerade, mein medizin-diplom anerkennen zu lassen. dafür brauch ich deutsch auf c1. das ist nicht leicht – besonders, wenn man gleichzeitig arbeiten, miete zahlen und ums aufenthaltsrecht kämpfen muss.
ich wünsche mir, dass es für menschen wie mich einfacher wird. das aufenthaltsrecht ist der schlüssel – ohne das geht gar nichts. keine sprache, kein job, kein leben. wenn sich da was ändern würde, wäre schon viel getan.
berlin ist für mich einfach groß. manchmal zu groß. aber es ist ein anfang. und besser als alles, was war.”
