nadine; 49; gärtnerin; birkenstraße; 9.2.2025;
“seit 25 jahren ist berlin mein zuhause. die ausbildung hat mich hergeholt – und geblieben bin ich. erst spandau mit blumenladen, jetzt selbstständig im garten-landschaftsbau. viele meiner kunden kenne ich seit jahren, das sind mittlerweile freunde. berlin lässt mich nicht los, auch wenn ich pendle, weil meine frau in niedersachsen lebt. nach zwei wochen dort packt mich die sehnsucht, und ich muss zurück.
wenn ich über die stadtautobahn reinfahre, atme ich auf. berlin ist freiheit. viele sagen, die stadt sei anonym – quatsch. im gegenteil: hier in moabit, wo ich auch als hauswartin unterwegs bin, erzählen mir die leute ihre lebensgeschichten, manchmal mehr als mir lieb ist. da willst du doch nur unkraut ziehen, aber dir wird das herz ausgeschüttet. das ist herrlich. berlin hört nie auf zu reden.
aufs land zurück, in die prignitz, wo ich herkomme? niemals. viel zu engstirnig dort, zu verbohrt. zu viel afd um mal politisch zu werden! da krieg ich keine luft. berlin ist für mich das gegenteil davon.
was mir aber fehlt: die alten berliner, der berliner adel. das herbe, grantige, aber herzliche. diese kneipenkultur, die molle um zehn uhr morgens, das ist fast verschwunden. heute wird alles schicker, gleichförmiger. vieles verändert sich. manchmal zu viel.”
